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Die ungarische Nation nimmt Flüchtlinge auf und öffnet ihre Grenzen
 
2009 gedenken wir ungarischen Malteser der Aufnahme der ostdeutschen Flüchtlinge und gemeinsam mit der ganzen ungarischen Nation der Grenzöffnung.
Wir müssen – mit gebührender Bescheidenheit – feststellen, dass Ungarn zuerst 1956 und das zweite Mal 1989 eine maßgebliche Rolle in der Geschichte des 20. Jahrhunderts gespielt hat, und dadurch die Geschichte von ganz Europa geprägt und mittelbar die Geschichte der ganzen Welt mitbestimmt hat.
 
Ich könnte diese Einstellung, die sich der eigenen Wohltaten nicht rühmt, sondern für würdiger hält, wenn andere europäische Nationen die Gedenkfeier initiieren, auch hochschätzen. Aber vielleicht sollten auch wir öfters die Seite in unserem ungarischen Geschichtsbuch aufschlagen, auf der dieses Ereignis geschrieben steht.
 
 
Präsident Romano Prodi sagte folgendes: „Im Falle eines geteilten Deutschlands könnten wir heute nicht von einem gemeinsamen Europa sprechen. Der Fall der Berliner Mauer bedeutete eine völlig neue Perspektive für Europa.“
Außenminister Hans-Dietrich Genscher erinnerte im Oktober 1989 in Budapest, bei der Danksagung in der Kirche von Zugliget (an deren Mauern am 14. August 1989 das erste Aufnahmelager der ostdeutschen Flüchtlinge eröffnet wurde) an eine herzerwärmende Wahrheit: „Den ersten Ziegel aus der Mauer haben Sie, Pater Kozma, Sie, die Malteser, Sie Ungarn hier in Zugliget herausgerissen.“ Aus diesem Grund wage ich es auch, mich anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums zu erinnern.
 
Was ist in Zugliget, in dieser Pfarrei am Rande von Budapest, durch die Mitwirkung einer risikofreudigen christlichen Gemeinde geschehen? Das christliche Erbe, die Forderung nach Nächstenliebe, worüber die Christen so oft Rechenschaft ablegen müssen, wurde für einige Monate lang sichtbar. Das ist sonst in der Gesellschaft immer vorhanden, aber damals zeigte es sich besonders spektakulär in Zugliget. Man konnte das Engagement dieser christlichen Gemeinde nicht ignorieren. Die Politiker rechneten damit und zählten auch darauf, während von Politik überhaupt nicht, sondern nur von den täglichen Aufgaben bezüglich der Menschen die Rede war. Wir sahen ein Wunder, der Frieden ist vom Himmel auf die Erde herabgekommen, weil die Politik uns Christen nicht benutzen wollte, sondern die unentbehrliche Rolle des selbstlosen Dienstes erkannte und anerkannte.
 
Die Ereignisse von 1989 wurden bald in der ganzen Welt bekannt. Die Ostdeutschen, die sich damals in Ungarn aufhielten, waren mit einem besonderen Plan und einem bestimmten Ziel in unser Land gekommen. Ungarn war schon immer ein beliebter Treffpunkt und ein gemeinsames Urlaubsziel vieler Ost- und Westdeutschen gewesen. In jenem Jahr aber hatten viele Ostdeutsche die feste Absicht, nicht in ihre Heimat zurückzukehren, sondern in eine neue Heimat, in den freien Teil von Deutschland loszuziehen. Diese Absicht und dieses Lebensgefühl brachte der Regisseur Ferenc Tolvaly sogar mit dem Titel seines großartigen Films „Von Zu Hause nach Hause!“ hervorragend zum Ausdruck.
 
Damals hielten sich etwa 30.000 Ostdeutsche in Budapest auf. Sie bedeckten mit ihren Zelten die städtischen Parks, sie parkten mit ihren Wohnwagen überall in den Straßen und besetzten die Budapester Botschaft und das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland.
Wir ungarischen Malteser haben auf die Bitte der Botschaft, in Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde von Zugliget, deren Pfarrer ich damals war, unser Tor geöffnet, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Über unser Tor schrieb ich den lateinischen Leitspruch vom Tor eines mittelalterlichen Klosters: „Ianua patet, cor magis!“ Meine Absicht war damit, die Menschen dazu zu bewegen, nach dem Sinn des Satzes zu fragen, um ihnen dann das Wesentliche unserer Botschaft erklären zu können. Die Bedeutung des lateinischen Satzes lautet: „Das Tor steht offen, mehr noch das Herz!“ So dachten wir und handelten auch danach.
 
Unser Engagement hatte seine Vorgeschichte. Die Gemeinde von Zugliget war schon auf diese Aufgabe vorbereitet gewesen. Die Kirchengemeinde hatte im vorausgehenden Jahrzehnt, im kommunistischen Ungarn, auf dem Gebiet der Gemeinde, das sich administrativ mit dem 12. Bezirk von Budapest grob deckte, das erste zivile soziale Netzwerk gegründet, dessen Bedeutung auch vom Vorsitzenden und dem Parteisekretär des Bezirksrates erkannt und durch ihre Unterstützung auch anerkannt wurde.
Das war charakteristisch für die damalige Zeit, und lässt sich vielleicht nur damit erklären, dass das Leben stärker als die Macht der Menschen ist. Ich war vom Staatsamt für Kirchliche Angelegenheiten als Strafe nach Zugliget, an den Rand der Stadt, in diesen abgelegenen Winkel als Pfarrer versetzt worden.
Ich hatte unter ständiger Beobachtung gestanden und man hatte bei jedem Verhör versucht, mich mit allen Mitteln einzuschüchtern.
 
Wir hatten inzwischen die Grenzen abgerissen, die Menschen voneinander trennenden Schranken beseitigt und quasi als Geschenk wurden wir auch von unseren politischen Vorurteilen und von den Fesseln der politischen Allmacht befreit.
Das gereichte uns zum Vorteil in unserer Beziehung zu den Bewohnern des Flüchtlingslagers, die so verschlossen waren, dass sie sogar voreinander Angst hatten, und unsere Offenheit für unbegreiflich hielten. Sie trugen die ungeheure Last des Missvertrauens und der Angst in sich. Sie öffneten sich allmählich erst, als sie erkannten, dass wir ihnen Schutz boten, und nicht ihre Auslieferung als Verräter vorbereiteten.
 
Die Hilfsgesuche seitens der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland erreichten uns am 13. August 1989 am Abend. Ich wurde vom Herrn Konsul in der Pfarrei besucht und Freifrau Csilla von Boeselager (mit ihrem ungarischen Mädchennamen Csilla Fényes), die gerade am Budapester Flughafen landete, wurde vom ersten Sekretär der Botschaft am Flughafen erwartet.
Das erste Lager wurde am 14. August 1989 eröffnet. Seitdem feiern wir jedes Jahr an diesem Tag die Aufnahme. In der Zeit vom 14. August bis zum 14. November wurden in den vier Lagern insgesamt 48.600 Menschen aufgenommen und täglich mit der freiwilligen Arbeit von 600-700 Menschen versorgt.
 
Ungarn hatte 1989, dank dem damaligen Ministerpräsidenten Miklós Németh eine Regierung, die als geistiger Erbe von 1956 vom Eingesperrtsein genug hatte und bereit zur Öffnung der Grenzen war.
Die sicher erwartete gute Nachricht der Grenzöffnung wurde am 10. September von Außenminister Gyula Horn in den Spätnachrichten im Fernsehen verkündet. Damit wurde den Deutschen, wie viele Lagerbewohner feststellten, der Weg ins neue Leben geöffnet. Für uns war das eine natürliche Folge der Beseitigung des gehassten eisernen Vorhangs. Jenes weltgeschichtliche Ereignis war mit der Teilnahme des österreichischen Vizekanzlers und Außenministers Alois Mock und des ungarischen Außenministers Gyula Horn geschehen. Ihr gemeinsames Foto mit der Drahtschere brachten die Zeitungen überall auf der ganzen Welt auf ihrem Titelblatt. Daraus folgte notwendigerweise der Abriss der schändlichen Berliner Mauer, die vom Volkszorn hinweggefegt wurde, und auf diese Weise der deutschen Einheit nicht mehr im Wege stehen konnte.
 
Von den vielen Geschichten und Erinnerungen, die ich im Herzen bewahrt habe, möchte ich jetzt drei den kommenden Generationen anvertrauen.
 
Einige Tage nach der Eröffnung des ersten Lagers bat mich Alexander Arno, der westdeutsche Botschafter, zu genehmigen, die Konsularabteilung der Botschaft in der Pfarrei, bzw. mangels genügenden Platzes, im Flur der Kirche zu unterbringen. Da wir ursprünglich eine grundsätzlich humanitäre Aufgabe übernommen haben, und diese Bitte auch ein politisches Engagement erforderte, war ich unsicher, wie ich reagieren sollte. Gleichzeitig schien ein Rückzug unmöglich im Wirbel der Ereignisse. Um meine Seele zu beruhigen, rief ich Herrn Kanzler Helmut Kohl an, und brachte diesbezüglich meine Sorgen zum Ausdruck. Einige Stunden später rief er mich zurück, und sagte: „Ich sprach mit Herrn Gorbatschow, und er sagte mir, die Ungarn sind gute Menschen. Das war für mich genug. Das soll auch für Sie genug sein, Pater Kozma.“
 
Es geschah noch vor der Grenzöffnung. Der ostdeutsche Konsul besuchte und bat mich, ihm zu ermöglichen, sich mit den Bewohnern des Lagers zu treffen. Inzwischen bemerkte er folgendes: „Warum mögen sie eher die Westdeutschen als die Ostdeutschen?“ Ich protestierte heftig gegen seine verletzende Vermutung. Ich versprach natürlich, seine Bitte zu erfüllen, was die anwesenden Westdeutschen mit einem verständnislosen Gesicht hörten, da sie ja eine Ablehnung der Bitte erwarteten. Beim Gehen konnte ich nicht umhin, auf seine Bemerkung zurückzukommen: „Herr Konsul, ich muss gestehen, dass ich die Ostdeutschen eher mag, weil sie jetzt mehr auf unsere Annahme und Liebe angewiesen sind.
 
Am 5. Jahrestag der Grenzöffnung haben wir eine Gedenktafel an der Mauer der Kirche von Zugliget angebracht. Der damalige deutsche Botschafter, Herr Otto-Raban Heinichen sprach beherzigenswerte Worte bei der Feier. Seine Rede bestand aus lediglich zwei Sätzen: „Ich möchte fragen: Hat es jemals in der Geschichte eine Nation gegeben, die einer anderen, größeren und vermögenderen Nation selbstlos geholfen hatte, wobei sie selber ein mächtiges Risiko eingehen musste? Das ist nur damit zu erklären, dass die Ungarn ein großes Herz haben.“
 
Am 20. Jahrestag der Grenzöffnung und der Gründung des Ungarischen Malteser Caritasdienstes lautet die Botschaft des zwanzigjährigen „Málta“: „Ungarn hat das größte Herz!“
Unsere Programme und unsere Hilfsaktionen zur Hilfe den Opfern von Katastrophen im In- und im Ausland trafen jedesmal auf die Zustimmung und die gutwillige Unterstützung der Ungarn – Privatpersonen, Unternehmen, und Organisationen. Wir haben erfahren, dass die Menschen empfindlich für die sozialen Botschaften und offen sind, den Notleidenden zu helfen, und mit voller Bereitschaft an der Lösung von gesamtgesellschaftlichen Problemen mitwirken.
Die Menschheit wurde im 20. Jahrhundert von beispiellosen Ereignissen mit unermesslich destruktiven Folgen getroffen.
Das hatte unter anderen eine Verzerrung unseres Menschengesichts bewirkt, aber zum Glück erwachte in unserer erschrockenen Seele die Empfindlichkeit für die verschiedenen Formen des Elends. Inzwischen ist diese neue Empfindlichkeit – vielleicht als Gottes Gabe – ein Kriterium für reifes Menschsein geworden. Heute wird der Kampf gegen das Elend und die Not mit der Zustimmung der Öffentlichkeit und – nach unserem Glauben - mit der Mitwirkung der Malteser vorangetrieben.
 
Ich begrüße alle mit grenzenloser Liebe 2009, im zwanzigsten Jahr nach der Grenzöffnung.
 
 
Msgr. Imre Kozma OH
Apostolischer Protonotar
Präsident des Ungarischen Malteser Caritasdienstes
 

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